Jörn ist Unternehmensberater und Coach mit über 20 Jahren Erfahrung bei der Begleitung großer Unternehmens-Transformationen.
Ich kenne niemanden, der sich so strukturiert und intensiv mit seiner persönlichen und beruflichen Entwicklung auseinandersetzt wie Jörn. Sein analytischer Verstand in Verbindung mit der intensiven, offenen Auseinandersetzung mit „den weichen Themen“ machen Jörn zu dem außergewöhnlichen Menschen, der er ist.
Was ist deine erste Assoziation zum Begriff „Grenze“? Erst mal vielleicht negativ. Jemand zeigt wenig Bereitschaft, flexibel zu sein, zieht sich zurück und blockiert konstruktive Lösungsansätze. Auf der anderen Seite erlebe ich es als große Stärke, sich seiner eigenen Grenzen bewusst zu sein und diese zu vertreten.
Wo oder wie erlebst du deine eigene Grenze/Grenzen in deinem Leben?
Als Berater ist das Thema Grenzen stets präsent. Oft definiert man sich durch die eigene Flexibilität und das unermüdliche Streben, die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Dabei besteht jedoch immer die Gefahr, die eigenen Grenzen nicht ausreichend zu berücksichtigen.
Ich bin überzeugt davon, dass es nicht darum geht, Grenzen zu setzen, sondern sie erstmal selbst zu spüren und zu akzeptieren, um sie dann wahren zu können. Wo in deinem Körper spürst du es, wenn deine Grenze überschritten wird? Ich stimme dir voll und ganz zu! Oft bemerkt man zunächst gar nicht oder nur mit Verzögerung, dass man seine eigenen Grenzen wiederholt überschreitet. Auf Dauer kann das äußerst ermüdend und frustrierend sein.
Ist dein Zugang zu deinen eigenen Grenzen intuitiv oder musstest du dir den erarbeiten? Leider Zweiteres. Ich muss mich immer wieder selbst „zur Ordnung rufen“. Die eigenen Grenzen zu respektieren und zu vertreten ist eine fortwährende Lebensaufgabe.
Spielregeln können Sicherheit geben. Welche Spielregeln helfen dir, deine eigenen Grenzen zu wahren oder die anderer? Ich bilde mir viel darauf ein keine Spielregeln zu brauchen, und stattdessen im Einzelfall eine gute Lösung zu finden. Doch das ist auch eine Illusion. Auf Spielregeln zu verzichten bedeutet oft nur, die eigenen Grenzen nach Belieben zu verschieben.
Grenzüberschreitung im Job. Was fällt Dir dazu ein? Auf Anfrage und Planänderung vorschnell mit einem 'Ja' zu reagieren und erst danach die Auswirkungen auf die eigenen Interessen und Bedürfnisse zu betrachten.
Ich wahre meine Grenze, indem ich... Diese erst mal erkenne. Meine eigenen Bedürfnisse besser verstehe und mein Handeln danach ausrichten.
Ich wahre die Grenzen anderer, indem ich... Nicht davon ausgehe, dass andere so sind wie ich. Stattdessen versuchen zu verstehen, was ihre Grenzen, Ambitionen, Bedürfnisse sind und diese zu achten.
Wie reagierst du, wenn du mitbekommst, dass die Grenze anderer überschritten wird? Das Gespräch suchen, wenn ich merke, dass ich die Grenzen anderer überschritten habe. Und – vielleicht noch wichtiger – eine Atmosphäre schaffen, in der es kein Tabu ist Grenzverletzungen anzusprechen.
Wie sähe unsere Arbeitswelt aus, wenn es keine Grenzüberschreitungen mehr gäbe?
Eine Welt ohne Grenzüberschreitungen kann es nicht geben. Ich finde es viel mehr erstrebenswert eine Arbeitswelt kennen zu lernen, in der die Akteure ihre eigenen Grenzen zeigen und die Grenzen anderer zu erkennen versuchen. Grenzen werden ja in der Regel nicht bewusst überschritten, sondern bleiben oftmals für den anderen einfach nur unsichtbar.
Hier findet Ihr Jörn: https://www.linkedin.com/in/joern-kleinschmidt-53a2241/