10 grenzwertige Fragen an Stefanie Junghans
- VERENAHELBING
- 30. März
- 4 Min. Lesezeit

Stefanie Junghans ist Organisationsentwicklerin und Expertin für moderne Führung. Als ehemalige Führungskraft mit jahrelanger Erfahrung im Co-Leadership verbindet sie praktische Expertise mit innovativen Ansätzen. Mit Junghans Consulting unterstützt sie Unternehmen und Führungskräfte dabei, den Wandel der Arbeitswelt zu meistern und ihre Wettbewerbsfähigkeit durch moderne Führungsmodelle zu stärken.
Eine gemeinsame Freundin von Stef und mir, hat gefunden, wir zwei sollten uns kennenlernen. Recht hat sie gehnabt! Uns eint nicht nur der gemeinsame ISB Hintergrund, sondern auch unsere Freiberuflichkeit sowie die Vereinbarkeit ebendieser. Beide haben wir einen Sohn. Stef ist wahnsinnig zielstrebig und beeindruckend pragmatisch.
Was ist deine erste Assoziation zum Begriff „Grenze“? Spannend. Ich erlebe Grenzen häufig in dem, was ich erreichen kann. Meine Assoziationen mit Grenzen sind zum einen, wenn ich mir mehr abverlange, als ich leisten kann. Zum anderen erlebe ich Grenzen mit Übergriffigkeit und übergriffigem Verhalten, sowohl verbal als auch physisch.
Wo oder wie erlebst du deine eigene Grenze/Grenzen in deinem Leben?
Ich erlebe Grenzen häufig. Beruflich dabei mir selbst Grenzen zu setzen, nämlich zu schauen, was kann ich eigentlich leisten und so leisten, dass es mir auch noch gut geht. Das Gleiche gilt im Außen: diese Grenzen zu kennen und zu artikulieren, also eine Aufgabe nicht zu übernehmen oder kein neues Projekt mehr anzunehmen.
Im privaten Leben erlebe ich Grenzen, wenn ich merke, dass ich es nicht schaffe, weiter Leistung zu bringen. Sehr lange hat das dazu geführt, dass ich gedacht habe, ich bin nicht gut genug. Heute weiß ich, dass es fein ist, seine eigene Grenze zu ziehen und zu sagen, das kann ich leisten und danach geht es nicht weiter. Jetzt muss ich für mich sorgen, hier eine Grenze ziehen und Stopp sagen.
Ich bin überzeugt davon, dass es nicht darum geht, Grenzen zu setzen, sondern sie erstmal selbst zu spüren und zu akzeptieren, um sie dann wahren zu können. Wo in deinem Körper spürst du es, wenn deine Grenze überschritten wird? Ich spüre es tatsächlich an meinem ganzen Körper. Ich merke, dass ich weniger leistungsfähig bin. Ich merke, dass mein ganzer Körper sich dagegen wehrt, etwas zu tun, wenn es eine Grenze überschreitet. Das fängt bei Bauchschmerzen oder bei Unwohlsein an und zieht sich in den ganzen Körper. Ich bin nicht mehr leistungsfähig, wenn einer meiner Bereiche überlastet ist. Beruflich, privat, körperlich, sportlich, wenn die Grenze einmal überschritten ist, bezieht sich das dann auf alles.
Ist dein Zugang zu deinen eigenen Grenzen intuitiv oder musstest du dir den erarbeiten? Den Zugang zu meinen Grenzen musste ich lernen und lerne ich bis heute. Ich lerne kontinuierlich Grenzen zu setzen und früher und damit intuitiv zu merken, dass ich auf eine Grenze zugehe.
Spielregeln können Sicherheit geben. Welche Spielregeln helfen dir, deine eigenen Grenzen zu wahren oder die anderer? Spielregeln finde ich schwierig. Ich persönlich habe keine konkreten Spielregeln. Ich arbeite daran, schon früh zu merken, wann ich eine Grenze überschreite oder wann ich auf meine eigenen Grenzen zugehe.
Ich arbeite viel mit Struktur und Planung und Zeitmanagement. Dadurch versuche ich, meine Grenzen einzuhalten.
Grenzüberschreitung im Job. Was fällt Dir dazu ein? Über ein gesundes Maß hinaus Arbeit und Leistung von sich selbst abverlangen, weil man nicht gut geplant hat, weil man von anderen überplant wurde und weil man es nicht schafft, hier gut für sich zu sorgen.
Ich wahre meine Grenze, indem ich... Ich wahre meine Grenzen, indem ich klar auf meine Prioritäten schaue, sie immer wieder in meinen Fokus bringe und basierend darauf mich, meine Arbeit und meinen Alltag strukturiere.
Ich wahre die Grenzen anderer, indem ich... Ich wahre die Grenzen anderer, indem ich offen über Verfügbarkeiten spreche, indem ich nachfrage, ob Dinge, die ich tue, in Ordnung sind. Das heißt, ich hole mir das Einverständnis ein und hole mir Rückmeldungen zu Aufgaben, zu Vereinbarungen etc. Und ich versuche einfach auch mein Gegenüber zu lesen und ganz genau zu schauen, ob ich nicht gerade eine Grenze überschreite.
Wie reagierst du, wenn du mitbekommst, dass die Grenze anderer überschritten wird? Das kommt immer darauf an, in welchem Verhältnis ich zu der Person stehe. Wenn es eine mir nahestehende Person ist, dann spreche ich das offen an, sowohl bei der Person, die gerade die Grenze überschreitet, als auch bei der Person, deren Grenze überschritten wird. Ich frage, ob das so sein soll, oder ob die Grenzüberschreitung ein Gefühl von meiner Seite ist. Ich finde, das ist ganz wichtig, da einen Realitätscheck einzuholen.
Wenn die Person mir nicht so nahesteht, dann wäge ich ab, ob ich zu der grenzüberschreitenden Person gehen sollte oder zu der Person, deren Grenze überschritten wird.
Und auch hier versuche ich einfach vorsichtig nachzufragen, denn ich glaube, es ist wichtig, dass wir auch keine Grenze überschreiten, indem wir andere darauf ansprechen. Vielleicht ist es keine Grenze, vielleicht wäre es nur meine eigene Grenze und nicht die Grenze der anderen Person. Das ist schwierig zu beantworten.
Wie sähe unsere Arbeitswelt aus, wenn es keine Grenzüberschreitungen mehr gäbe?
Ich denke, Grenzüberschreitung hat viel damit zu tun, sich in andere Personen hineinzuversetzen und so miteinander umzugehen, dass wir nicht nur egoistisch das Beste für uns selbst herausholen, sondern dass wir immer auch im Blick haben, wie es unserem Gegenüber geht und wie viel unser Gegenüber leisten kann.
Hier findest Du Stefanie Junghans im Internet: