10 grenzwertige Fragen an Monica Pongratz
- VERENAHELBING
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Monica Pongratz arbeitet als Business-Coach und Trainerin, entwickelt eigene Programme und begleitet Führungskräfte, die bereit sind, mal anders zu denken – und Menschlichkeit bewusst in ihren Führungsstil integrieren wollen.
Ihre Vision: Das Menschsein als wertvolle Ressource in jeder Führungskultur zu verankern. In einer zunehmend komplexen Arbeitswelt braucht es keine perfekten Leader, sondern fühlbare Führung – ehrlich, empathisch und wirksam.
An Monica ist mir als erstes ihre ruhige Präsenz aufgefallen. Sie ist wirklich da, ohne dabei laut zu sein. Fein nimmt sie wahr, wo sie unterstützen kann, und tut das auch wahnsinnig hilfsbereit und wirkungsvoll. Dass ihre Themen so nah an meinen sind, finde ich natürlich auch total inspirierend!
Was ist deine erste Assoziation zum Begriff „Grenze“? Dass es bei einer Grenze ein „bis zur Grenze“ und ein „nach der Grenze“ gibt. Betrachtet man sie aus diesen beiden Blickwinkeln, eröffnen sich ganz neue Perspektiven – und die Grenze bedeutet dann nicht mehr das „Ende“.
Wo oder wie erlebst du deine eigene Grenze/Grenzen in deinem Leben? Meine Grenzen erlebe ich privat wie beruflich gleichermaßen. In den letzten Jahren durfte ich lernen, sie immer bewusster zu fühlen – und den Mut zu entwickeln, für mich einzustehen. Auch dann, wenn es mir manchmal schwerfällt einzugestehen, dass meine Grenze erreicht ist.
Ich bin überzeugt davon, dass es nicht darum geht, Grenzen zu setzen, sondern sie erstmal selbst zu spüren und zu akzeptieren, um sie dann wahren zu können. Wo in deinem Körper spürst du es, wenn deine Grenze überschritten wird? Ich spüre das ganz klar im Hals. Alles wird eng, und selbst das Atmen fällt irgendwie schwerer. Früher war meine erste Reaktion auf dieses Gefühl: wegschauen und weitermachen – wird schon. Heute halte ich in solchen Momenten kurz inne (es braucht tatsächlich nicht viel), spüre hin und frage mich: Geht es gerade darum, meine Grenze zu erweitern? Oder ist es klüger, die auslösende Situation zu verändern, meine Grenze klar zu kommunizieren?
Ist dein Zugang zu deinen eigenen Grenzen intuitiv oder musstest du dir den erarbeiten? Ich würde sagen: eigentlich war der Zugang immer intuitiv da – ich habe meine Grenzen gespürt. Aber ich bin oft darüber hinweggegangen und habe sie ignoriert. Deshalb war es letztlich doch ein Prozess des Wiederentdeckens und bewussten Erarbeitens, um diesen Zugang wieder ernst zu nehmen.
Spielregeln können Sicherheit geben. Welche Spielregeln helfen dir, deine eigenen Grenzen zu wahren oder die anderer? Spielregeln haben für mich zwei Seiten. Einerseits geben sie Halt – das ist ein wichtiger und guter Aspekt. Andererseits können sie auch irreführend sein, wenn man nicht mehr in sich hineinspürt, ob die Regel überhaupt (noch) zu einem passt.
Eine Spielregel, die ich selbst lebe und auch Führungskräften und ihren Teams mitgebe, lautet: Auch wenn du bereits Ja gesagt hast – und es sich später nicht mehr gut anfühlt – sprich es an. Trau dich, ein Ja in ein Nein zu verwandeln. Das ist oft unglaublich befreiend und nimmt viel Druck aus dem Thema Grenzen setzen.
Grenzüberschreitung im Job. Was fällt Dir dazu ein? Auch hier sehe ich zwei Arten von Grenzüberschreitungen.
Zum einen: die Machtausübung in einer klassischen Top-down-Hierarchie – wenn die Grenzen von Mitarbeitenden nicht wahrgenommen oder nicht respektiert werden.
Zum anderen: die Überidentifikation, z. B. einer Führungskraft mit ihrer Rolle oder Position. Wer sich zu stark mit der eigenen Funktion identifiziert, verliert oft den Zugang zu den eigenen Grenzen – und dann ist ein Burnout leider nicht mehr weit entfernt.
Ich wahre meine Grenze, indem ich... …zuerst in mich hineinhöre, um zu spüren, was es wirklich braucht, damit ich meine Grenze wahren kann. Denn nur dann kann ich sie klar und ohne Hemmung kommunizieren.
Ich wahre die Grenzen anderer, indem ich... …präsent bin im Umgang mit ihnen. Nur wenn ich wirklich aufmerksam zuhöre und wahrnehme, was beim Gegenüber passiert, kann mir das gelingen.
Wie reagierst du, wenn du mitbekommst, dass die Grenze anderer überschritten wird? Ich biete Unterstützung an – und greife im Extremfall auch ein. Aber nur, wenn deutlich wird, dass die betroffene Person das auch möchte. Ihre Eigenverantwortung und ihr Tempo stehen für mich dabei im Vordergrund.
Wie sähe unsere Arbeitswelt aus, wenn es keine Grenzüberschreitungen mehr gäbe?
Das klingt auf den ersten Blick sehr harmonisch. Doch ich bin überzeugt: Grenzüberschreitungen gehören auch zur persönlichen Entwicklung und zum Wachstum – denn jede Grenze, die erweitert wird, wurde zuerst einmal überschritten.
Wichtig ist für mich: Eine Grenze zu überschreiten kann wertvoll sein – aber nur dann, wenn es aus eigener Entscheidung und Kraft geschieht.
Jemanden zu einem Grenzübertritt zu drängen oder zu pushen, ist absolut inakzeptabel.
Hier findest Du Monica im Internet: