Christine B. Kugler ist Coach, Schauspielerin, Sprecherin und Stimmtherapeutin. Stimme ist ihre große Leidenschaft. Sie coacht, berät und trainiert seit 30 Jahren Menschen für eine stimmige, ausdrucksvolle Präsentation und klare Kommunikation.
Christine war die erste, die meinen LinkedIn Post zum Auftakt der 10 grenzwertigen Fragen an... kommentiert hat. Wenn das kein Grund ist ihr diese Fragen auch zu stellen? Sie war sofort begeistert und ihre Antworten haben keine Stunde gedauert. Sie scheint sehr klar zu sein, was ihre Grenzen angeht.
Was ist deine erste Assoziation zum Begriff „Grenze“? Flügel. Ein Vogel kennt keine Grenzen.
Und ein rotes STOP Schild. Bis hierher und nicht weiter.
Wo oder wie erlebst du deine eigene Grenze/Grenzen in deinem Leben? Ich kann bedauerlicherweise immer noch nicht fliegen, nur im Traum. Die Schwerkraft ist eine anzuerkennende Naturgewalt. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, manches lässt sich später nicht nachholen, zum Beispiel schwanger werden. Ohne die Hilfe anderer, durch Reflexion, durch Feedback, Coaching etc. drehe ich mich im Kreise und erweitere meine Grenzen nicht. Grenzen ändern sich, wir müssen achtsam und wachsam bleiben, um das zu spüren.
In der Kommunikation erlebe ich es besonders frustrierend, wenn ich einen Menschen nicht erreichen kann. Die Grenze für ein Miteinander.
Ich bin überzeugt davon, dass es nicht darum geht, Grenzen zu setzen, sondern sie erstmal selbst zu spüren und zu akzeptieren, um sie dann wahren zu können. Wo in deinem Körper spürst du es, wenn deine Grenze überschritten wird?
Schmerzen sind ein klares Signal, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schwere. Wenn ich aufhöre zu Lachen, zu Singen und kreative Ideen zu haben stimmt etwas nicht und ich habe eine Grenze überschritten, nicht auf mich gehört oder dann nicht entsprechend gehandelt.
Ist dein Zugang zu deinen eigenen Grenzen intuitiv oder musstest du dir den erarbeiten? Sowohl als auch. Ich habe viel gelernt im Laufe der Zeit, insbesondere, wirklich zuzuhören und meine Intuition ernst zu nehmen. Ihr zu vertrauen. Sensibilität zu entwickeln, ein gutes Körpergefühl und Verständnis gehörte auch dazu. Und dabei zu bleiben: denn der Körper ist stets im Wandel. Immer noch überschreite ich meine Grenzen vor allem dann, wenn ich mich voll hingebe und nicht mehr achtsam oder im Dialog bin mit mir.
Oder wenn ich überrumpelt werde durch Übergriffigkeit.
Spielregeln können Sicherheit geben. Welche Spielregeln helfen dir, deine eigenen Grenzen zu wahren oder die anderer? STOPP sagen, wenn sich etwas unstimmig anfühlt. Abstand nehmen, durchatmen, klaren Kopf kriegen. Nicht zu schnell JA sagen, um Bedenkzeit beten. Außerdem darf ich meine Meinung ändern. Sehr viel hilft mir der Satz „Ich bin nicht auf dieser Welt, um so zu sein, wie du mich haben möchtest“.
Außerdem sehe ich im anderen immer auch mich selbst. Das verändert meine Perspektive.
Und ich glaube an eine gute Absicht in 99% der Fälle einer Grenzüberschreitung.
Grenzüberschreitung im Job. Was fällt Dir dazu ein? Dass es Frauen schwerer fällt, sich abzugrenzen, NEIN zu sagen, sich zu behaupten.
Ich wahre meine Grenze, indem ich... …mir ihrer bewusst bin und entschieden für mich eintrete.
Ich wahre die Grenzen anderer, indem ich... …sie nicht für meine Zwecke missbrauche und oft nachfrage, mich vergewissere, mich absichere. Und indem ich genau zuhöre und beobachte. Gelernt habe, die Zeichen zu lesen, beispielsweise Signale der Körpersprache, des Atems, der Stimme.
Wie reagierst du, wenn du mitbekommst, dass die Grenze anderer überschritten wird? Das hängt davon ab. Ich beobachte genau. Ist es eine Grenze oder Befindlichkeit? Bin ich mutig, spreche ich meine Beobachtung an. Frage nach, ob meine Wahrnehmung zutrifft. Und was die Person jetzt braucht, ob und was ich dazu beitragen kann. Ob ich sie schützen, für sie eintreten kann.
Wie sähe unsere Arbeitswelt aus, wenn es keine Grenzüberschreitungen mehr gäbe?
Einerseits, hier denke ich an Unternehmen und die Kultur des Miteinanders:
Menschen würden effektiver, motivierter sein, gern arbeiten, sich wohler fühlen und wertgeschätzt. Sie wären mutiger, würden ihre Meinung äußern ohne Angst.
Es ließe sich auch in Zahlen messen: mehr Umsatz, höhere Zufriedenheit, weniger Fluktuation, langfristige Kundenbindung.
Andererseits, hier denke ich an meine eigene Entwicklung im künstlerischen Beruf: Die eigenen Grenzen zu spüren ist sinnvoll. Das tun wir vor allem, wenn wir an diese Grenzen gebracht werden, durch andere oder uns selbst. Dann werden wir uns unserer Grenzen und Werte bewusst. Ich habe als Schauspielerin gelernt, immer wieder die Grenze neu auszuloten und manchmal zu erkennen, dass es gar nicht die Grenze war. Physisch, mental, emotional. Sondern das Verlassen meiner Komfortzone. Herausgefordert zu werden kann beglückend und bereichernd sein.
In liebevoller und wertschätzender Atmosphäre die Grenzen aussehen zu dürfen ist ein Geschenk.
Hier findest Du Christine im Internet:
Comments