Maren Martschenko inspiriert und bestärkt Unternehmer:innen, sich in ihrem Business auf das Wesentliche und das Wirksame zu konzentrieren – als Beraterin, Speakerin, Autorin und Unternehmerin.
Ich schätze Marens Klarheit. Sie wirkt auf mich wie eine Person, die ihre Grenzen klar hat. Das verschafft ihr, innerhalb dieser Grenzen, ganz viel Spielraum dafür weich und durchlässig zu sein.
Was ist deine erste Assoziation zum Begriff „Grenze“? Grenzen sind wichtig. Als ich Mutter wurde, las ich ein Buch „Kinder brauchen Grenzen“ oder so ähnlich. Bewusst gesetzte Grenzen schaffen Klarheit und kreative Freiräume. Kinder wissen, woran sie sind nach der Devise „bis hierhin und nicht weiter“, um dann natürlich immer noch spielerisch Grenzen auszutesten. Das ist ganz wichtig für jegliche Form der Entwicklung – nicht für Kinder.
Wo oder wie erlebst du deine eigene Grenze/Grenzen in deinem Leben? In meiner Malerei setze ich zum Beispiel gezielt auf Limitierung: Ich habe nur einen einzigen Pinsel, nutze ausschließlich die Farben Gelb, Rot, Blau und Weiß, aus denen ich mir alle anderen Farben mischen kann. Ich male ein einziges Motiv: Kühe. Immer freitags. Und höre bei jedem Bild einen einzigen Song, aus dem ich alle Farben höre. So muss ich über nichts nachdenken. Das Bild entsteht beinahe von selbst. Grenzenlos erscheint mir meine Kreativität. Ich habe unendlich viele Ideen. Sie gehen mir niemals aus. Meine persönliche Entwicklung ist ebenso grenzenlos. Mein ganzes Leben scheint mir eine lange Reise zu mir selbst zu sein – wissend, dass ich niemals ankommen werde. Das ist ein gutes Gefühl. Gleichzeitig sind Tage und mein Leben endlich. Diese zeitliche Grenze motiviert mich, die vorhanden Zeit gut zu nutzen für ein schönes Leben. Dagegen stoße ich an Grenzen, wenn es um andere Bereiche meiner Persönlichkeit geht. Mein Gedächtnis ist limitiert, wenn es um Namen und Termine geht. Ich bin extrem ungeduldig. Auch mein Eigensinn lässt mich sprichwörtlich regelmäßig gegen Wände laufen. Ich spüre die Begrenztheit meiner Handlungsmöglichkeiten, was den Klimawandel und die aktuelle politische Lage in unserem Land, in Europa und in der Welt angeht. In meiner kleinen Welt kann ich viel gestalten. Darüber hinaus braucht es Systeme, die in größerem Kontext für ein friedliches und konstruktives Miteinander sorgen.
Ich bin überzeugt davon, dass es nicht darum geht, Grenzen zu setzen, sondern sie erstmal selbst zu spüren und zu akzeptieren, um sie dann wahren zu können. Wo in deinem Körper spürst du es, wenn deine Grenze überschritten wird? Ich spüre das in meiner Körpermitte. Da brodelt es. Wenn ich nach Worten suche und nicht finde, weil mich die Situation überfordert, habe ich sprichwörtlich einen Kloß im Hals. Manchmal bleibt mir auch die Luft weg. Dann hilft mir ruhiges und bewusstes Atmen.
Ist dein Zugang zu deinen eigenen Grenzen intuitiv oder musstest du dir den erarbeiten? Weder noch. Zugang zu meinen eigenen Grenzen habe ich durch Erleben und Reflektieren bekommen. Was ich mir erarbeitet habe: Meine eigene Begrenztheit liebevoller zu akzeptieren. Oder auch manche Grenze bewusst zu überschreiten. Stichwort Komfortzone. Ich habe es mir zum Beispiel erarbeitet, mein Lampenfieber in Griff zu bekommen und vor vielen Leuten zu sprechen.
Spielregeln können Sicherheit geben. Welche Spielregeln helfen dir, deine eigenen Grenzen zu wahren oder die anderer? Ich weiß nicht, ob das Spielregeln sind. Zeitliche Grenzen setze ich in meinem Kalender. Ich arbeite nur an einer bestimmten Anzahl an Tagen mit einer bestimmten Anzahl an Kunden zu bestimmten Themen. Meine Werte helfen mir, Grenzen zu wahren, weil ich klar kommunizieren kann.
Grenzüberschreitung im Job. Was fällt Dir dazu ein? Puh, da gibt es viele. Sachliche Probleme werden auf persönlicher Ebene ausgefochten. Arbeitsaufträge werden ohne Rücksicht auf die aktuelle Arbeitsbelastung angeordnet. Frauen, Menschen mit Behinderung, People of Colour werden immer noch in vielen Unternehmen systematisch diskriminiert und von bestimmten Chancen ausgeschlossen. Als selbständige Unternehmerin habe ich hier viel mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Auch ein Grund, warum ich nicht mehr angestellt bin.
Ich wahre meine Grenze, indem ich... meinen Werten folge und von mir spreche.
Ich wahre die Grenzen anderer, indem ich... sie nach ihren Grenzen frage und diese respektiere.
Wie reagierst du, wenn du mitbekommst, dass die Grenze anderer überschritten wird? Da regt sich in mir großer Widerstand. Mein Ungerechtigkeitsgefühl lässt mich nicht stillhalten. Ich muss etwas sagen.
Wie sähe unsere Arbeitswelt aus, wenn es keine Grenzüberschreitungen mehr gäbe? Es kommt darauf an. Es wäre großartig, wenn Menschen keine Angst mehr haben müssten, dass persönliche Grenzen überschritten würden, wenn niemand mehr diskriminiert wird. Gleichzeitig sehe ich großes Kreativpotenzial im bewussten Setzen von Limitierungen. Gerade mit Blick auf den Zustand unseres Planeten halte ich es für unabdingbar, dass Unternehmen Grenzen setzen beim Verbrauch endlicher Ressourcen.
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